Das Projekt “Tourismus für alle” ist im Auftrag des Landes im September 2019 gestartet. Ziel ist die Unterstützung von touristischen Betrieben und Kommunen, ihr Angebot für alle Gästegruppen zugänglicher und komfortabler zu gestalten.
Zugänglichkeit und Komfort für alle
Bei Tourismus für alle geht es um Zugänglichkeit und Komfort durch die Erstellung von Angeboten und Serviceleistungen für Gäste, die sich nicht (mehr) gut bewegen können, sehbeeinträchtigt oder schwerhörig sind. Gäste mit geringeren Beeinträchtigungen wählen ihren Urlaubsort genauso aus wie andere Gäste: Nach Qualität, Schönheit, Angebot – und nach Serviceleistungen, die ihnen ermöglichen, ihren Urlaub wirklich zu genießen.
Die Philosophie
„Bei jeder konkreten Maßnahme zur Herstellung von mehr Barrierefreiheit oder Design für Alle muss immer überlegt werden, ob nicht im selben Augenblick Barrieren für andere entstehen.“ Leidner, R., Neumann & P., Rebstock, M. (2006): Design für Alle und Barrierefreiheit als Herausforderung für Kommunen: Leben ohne Barrieren, in: Bauen für Alle (EUROPA kommunal), Nr. 6/2006, S. 203-206
Auch die Kommunikation der Barrierefreiheit kann bei anderen Menschen die „Barriere im Kopf“ entstehen lassen. Extra kommunizierte Barrierefreiheit wirkt unter Umständen abschreckend auf Menschen, die keinen Bedarf an dieser Barrierefreiheit haben. Man hat also bei dem einem Menschen eine Barriere entfernt und eine andere Barriere für einen anderen Menschen geschaffen, ohne Maßnahmen zu treffen, die „Barriere im Kopf“ nicht entstehen zu lassen. Daher sprechen wir von „Tourismus für alle“ oder „Zugänglichkeit und Komfort für alle“, um deutlich zu machen, dass alle Vorhaben und Veränderungen das Ziel haben, den Service oder das Produkt für alle Menschen zu verbessern.
Design für alle
Der Leitgedanke von „Design für Alle“ unterscheidet sich im Wesentlichen von Konzepten wie „Barrierefreiheit“ oder „Universal Design“, indem man die Nutzergruppe schon im Entstehungsprozess mit einbindet. Lösungen sind attraktiv, komfortabel und leicht nutzbar – für alle, ohne andere durch Speziallösungen zu stigmatisieren.
Derzeit wird lt. DIN-Norm 68935 die Höhe für Waschtische in öffentlichen Räumen und Mietwohnungen bei 85 bis 95 Zentimeter (Oberkante Waschbecken ab Fußboden) festgelegt – und damit wird die Höhe vielen Menschen NICHT gerecht – weil sie kleiner oder größer sind.
Welche Alternativen gibt es?
Zwei Waschbecken könnten eine pragmatische Lösung sein, wie es die Jufa-Hotels standardmäßig umsetzen. Eine weitere Lösung wäre ein höhenverstellbares Waschbecken oder WC (Beispiel Walraven).
Bei beiden Lösungen müssten die Anschaffungskosten, Wartungskosten und die Kosten für den zusätzlichen Raum/Fläche oder einen zweiten Wasseranschluss verglichen werden.
Eine Lösung der Zukunft wäre ein Waschbecken, das schon beim Herantreten erkennt, wie groß ein Mensch ist und sich in der Höhe anpasst, ohne dass der Gast es merkt. Im Zeitalter der Digitalisierung erleben wir vielleicht noch ein solches Angebot.